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Frauen im Forst

Interview mit Katharina Klotz - Forstwirtin aus Waldshut-Tiengen


Interview Kerstin Seitz
Die erste Forstwirtin aus ihrem Landkreis steht nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung mit beiden Beinen im Berufsleben. Seit Oktober 2016 arbeitet die Zweiundzwanzigjährige im Revier Jestetten. Wir haben mit ihr über den spannenden Berufsalltag in einer der letzten typischen Männerdomänen und aktuelle Entwicklungen rund um die Forstarbeit gesprochen.

Forstwirtin durch und durch: Bei Katharina Klotz geht die Liebe zum Wald und zur Motorsäge sogar bis unter die Haut.
Interview Kerstin Seitz

KOX: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Katharina Klotz: Zum allerersten Mal in Berührung gekommen mit dem Beruf bin ich, als ich an einem Probetag rund um den Aufgabenbereich eines Forstwirtes teilgenommen habe. Hier durfte ich auch selber schon ein paar Dinge ausprobieren. Der Tag gefiel mir sehr gut und dadurch hat sich für mich bestätigt, dass der Beruf das Richtige für mich ist.

Wie sah die Ausbildung bei Ihnen aus?

Meine Ausbildung fand im Forstlichen Ausbildungszentrum Mattenhof statt und dauerte insgesamt drei Jahre. Ich hatte in der Zeit Blockunterricht, das heißt drei Monate Praxisphase und einen Monat Schule am Stück. Neben Fächern wie Gemeinschaftskunde, Deutsch und Mathe, hatte ich auch Werkunterricht. Ein zweiwöchiger Maschinenführerlehrgang, bei dem man lernt mit Forstmaschinen wie Forwardern umzugehen, gehört ebenfalls zur Ausbildung. Aber natürlich auch die praktischen Tätigkeiten im Wald wie Jungbestandspflege und Baumfällarbeiten und die Handhabung von Freischneidern sind Bestandteil.
Forstmaschinenführer wird man wahrlich nicht von heute auf morgen. Die Besten unter den potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten werden bereits im Vorfeld herausgefiltert und in verschiedenen Trainings und Tests auf die Probe gestellt. Erst nachdem man diese erfolgreich bestanden hat, hat man die Möglichkeit Forstmaschinenführer/in zu werden.
"Durch einen Probetag rund um den Aufgabenbereich eines Forstwirtes hat sich für mich bestätigt, dass der Beruf das Richtige für mich ist."

Wie kann man sich Ihren typischen Berufsalltag vorstellen?

Mein Arbeitstag beginnt gewöhnlich um halb acht und endet nachmittags um halb fünf. Im Winter sind wir hauptsächlich mit der Holzernte beschäftigt. Die Aufgaben hier sind das Fällen, das Vermessen der Stämme und das Entasten. In meinem Team wechseln wir uns mit den Aufgaben ab. Früher lief das noch im Akkord ab, mittlerweile aber nicht mehr - nur bei privaten Waldbesitzern. Im Sommer geht es mit den Freischneidern ans "Reinigen" der Flächen, die wir neu mit Forstpflanzen angesetzt haben, so dass sie nicht zuwachsen und kein Licht mehr bekommen. Auch die Jungbestandspflege (2 - 15 m Oberhöhe) gehört zu unserem Aufgabenbereich. Hier müssen wir darauf achten, dass wir die Maßnahmen auf die jeweilige Baumart abstimmen.

Wo von Waldarbeitern vor 100 Jahren hauptsächlich körperliche Belastbarkeit gefordert wurde, wird heutzutage vermehrt Resistenz gegen psychische Belastungen zu einem Faktor immenser Wichtigkeit. Natürlich spielt die körperliche Leistungsfähigkeit auch in dieser Zeit eine große Rolle, wird aber durch den technologischen Fortschritt mehr und mehr überholt von Stressfaktoren wie "just in time", Preisdruck und hochkomplexen Arbeitsmethoden. Diese Liste ließe sich nach Belieben fortführen.

Was sehen Sie als die größten Herausforderungen als Frau in Ihrem Beruf?

Ich kann nicht sagen, dass sich die Herausforderungen für mich als Frau von denen meiner männlichen Arbeitskollegen unterscheiden. Wir sind ein Team, in dem alle gleich behandelt werden und jeder anpacken muss. Aber natürlich gehen mir meine Kollegen zur Hand, wenn es darum geht etwas Schweres zu heben. Mit Seidenhandschuhen wird man als Frau aber definitiv nicht angefasst.
Interview Kerstin Seitz

Klassischerweise gibt es deutlich mehr Männer in Ihrem Berufsfeld. Erleben Sie in Ihrem Alltag Vorurteile oder Stereotypisierung Frauen gegenüber?

In meinem privaten Umfeld werde ich im ersten Moment schon manchmal ungläubig angeschaut, wenn ich von meinem Beruf erzähle. Allerdings sind die Reaktionen immer positiv.

"Vor etwa zwei Jahren habe ich meine Leidenschaft für das Carving entdeckt. Ich habe mir alles selber beigebracht und mittlerweile verkaufe ich auch die ein oder andere Figur."

Aufgrund der Belastung im Beruf ist es für viele Menschen wichtig einen privaten Ausgleich zu finden. Haben Sie einen solchen Ausgleich? Und falls ja, wie sieht er aus?

Ich fahre sehr gerne Go-Kart und habe auch schon am Schwarzwald- Cup teilgenommen. Ansonsten verbringe ich viel Zeit im Garten oder gehe ins Fitnes-Studio. Vor etwa zwei Jahren habe ich meine Leidenschaft für das Carving entdeckt. Ich habe mir alles selber beigebracht und mittlerweile verkaufe ich auch die ein oder andere Figur.
Interview Kerstin Seitz
Der Wald ist für uns ein Ort der Erholung, er bietet einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten eine Heimat und ist wie man sagt die "grüne Lunge" der Welt.

Welche Bedeutung hat der Wald für Sie persönlich?

Die Bedeutung des Waldes hat sich insofern geändert, als dass ich vor meiner Berufsausbildung sehr gerne durch den Wald spaziert bin, aber jetzt verbinde ich damit auch immer meine Arbeit. Wenn ich heute durch den Wald gehe, sehe ich immer nur Stellen an denen man noch arbeiten könnte. Entspannt kann ich nur noch durch perfekt gepflegte Wälder oder Naturschutzgebiete gehen.

Der Januar dieses Jahres ist einer der wärmsten seit Beginn der Messungen im Jahr 1881 gewesen. Auch die Niederschlagsmenge lag über 60% höher als das langjährige Mittel. Der fortschreitende Klimawandel ist eine nicht zu leugnende Bedrohung für Wälder weltweit und ihre gesamte Biodiversität. Steigende Temperaturen, ungleich verteilte Niederschlagsmengen und extreme Wetterereignisse stellen auch die im Forst Tätigen vor große Herausforderungen. Besonders die nassen Böden machen es für Harvester unmöglich Holz zu ernten. Dabei ist der Winter die Hauptsaison für sie.

Bemerken Sie Auswirkungen des Klimawandels in Ihrem beruflichen Alltag?

Ich spüre die Auswirkungen z.B. am Fichtensterben. Wir pflanzen verstärkt Douglasien, die besser mit Extremen umgehen können. Wir müssen genau darauf achten, was und wie wir anpflanzen. Durch den vielen Regen und Stürme, kommt es heutzutage vor allem auf Stabilität an. Die Vorgaben dafür bekommen wir von unserer Forsteinrichtung ca. alle 10 Jahre in Form eines Planes, basierend auf behördlich aktualisierten Waldfunktionenkartierungen, forstlichen Standortserkundungen und der Waldbiotopkartierung. Es wird zum Beispiel exakt definiert welches Holz wann gefällt wird.

Laut dem Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. ergab eine Auswertung des Unfallgeschehens der Waldarbeiter des Bundesforsts, der Landesforstverwaltungen und der Landesforstbetriebe aus dem Jahr 2015, 666 gemeldete Arbeitsunfälle. 56% Prozent dieser Unfälle passierten bei der Holzernte. Die häufigsten Ursachen waren der Baum an sich (35%) oder Sturz-und Stolperunfälle (32%).
Interview Kerstin Seitz

Mussten auch Sie schon einmal Erfahrung mit Unfällen dieser Art machen? Wo sehen Sie die größten Gefahrenquellen bei der Arbeit im Wald?

Unfälle hatte ich natürlich schon. In meinem ersten Lehrjahr musste z.B. ich einen gefällten Baum entasten. Der Ast eines daneben stehenden Baumes hatte sich allerdings unter dem liegenden Baum verfangen und stand unter Spannung. Als Neuling dachte ich erstmal nur daran, dass ich ja irgendwie an diesem Ast vorbei kommen muss um weiterzuarbeiten und ihn absägen muss. Gesagt, getan und der gespannte Ast schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht. Ich bin noch einmal glimpflich davongekommen mit einer Nasenbeinstauchung. Die größte Gefahrenquelle bei der Waldarbeit sind aber nicht die Bäume, sondern die Routine, die sich schnell einschleicht.

Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, einer Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, lag der Anteil an Frauen im Berufssektor "Land,- Forst- und Gartenbauberufe" im Jahr 2015 bei 28,9 %.
Interview Kerstin Seitz

Wie groß ist der Frauenanteil in Ihrem beruflichen Umfeld?

Im Landkreis Waldshut-Tiengen, war ich die allererste Frau. In der Berufsschule waren wir in meinem Lehrjahr fünf Frauen und ca. 200 Männer.

Das Interesse an gut ausgebildeten Fachkräften im Wald ist riesig, vor allem in Bundesländern mit großer Waldfläche. Recherchiert man im Internet nach Stellenangeboten im Forstbereich findet man viele Suchanzeigen. Auch Ausbildungsplätze gibt es scheinbar reichlich. Frauen sind in diesen Berufen nach wie vor eine Minderheit.

Wie sehen Sie das? Wie könnte man noch mehr Frauen für Forstberufe begeistern?

Darüber mache ich mir oft Gedanken. Bei uns gab es damals einen Motorsägenkurs exklusiv für Frauen. Ich denke es müsste mehr solcher Angebote geben, mit denen man Frauen direkt anspricht. Ich kenne viele Frauen, die z. B. Angst davor haben mit einer Motorsäge zu arbeiten, dabei kommt es nur auf die Überwindungskraft an. Aus meinen Erfahrungen kann ich bestätigen, dass es bisher jede Frau geschafft hat zu lernen mit der Motorsäge umzugehen, ganz unabhängig von Muskelkraft oder Körpergröße. Es geht heutzutage auch viel um reine Technik.

Zweifelsohne gehört Ihr Beruf zu einem der anspruchsvollsten in vielerlei Hinsicht.

Welche Eigenschaften sollte jemand Ihrer Meinung nach mitbringen, der überlegt einen Beruf im Forst zu ergreifen oder sogar Forstmaschinenführer oder -führerin werden möchte?

Vorwissen und körperliche Fitness sind sicher hilfreich aber in erster Linie geht es um die eigene Motivation. Man muss Lust auf körperliche Arbeit haben und darauf viel draußen in der Natur zu sein.

Vielen Dank für das interessante Interview und den tollen Tag beim Fotoshooting in Buoch. Viel Erfolg für den weiteren Berufs- und Lebensweg wünscht das gesamte KOX Team!
Interview Kerstin Seitz
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